Das Experiment und Jugend ohne Gott

Traditionell zeigen zum Schuljahrsende die Kurse „Darstellendes Spiel“ des Domgymnasiums und die Theater-AG einer gespannten Öffentlichkeit ihre erarbeiteten und selbstgestalteten Stücke. Am 17. Juni 2019 führte der DS-Kurs des 10. Jahrgangs im Brandenburger Theater das Real-Fantasy-Stück „Das Experiment“ von Sabine Hrach auf, der Theaterkurs des 11. Jahrgangs „Jugend ohne Gott“ des Autors Ödon von Horvàth.

Das Experiment

Mit diesem hochaktuellen Stück von Sabine Hrach hat der DS-Kurs der 10. Klassen das Thema ‚Digitalisierung‘ auf die Bühne gebracht. Im Zentrum standen die Gefahren für unser Zusammenleben, für die menschliche Existenz, die Möglichkeiten der Manipulation. Eine spannender Plot, der so kurz zusammengefasst werden kann:

Vier Wissenschaftler organisieren und beobachten ein geheimes Experiment in einer abgelegenen Lagerhalle. Dafür werden 16 Jugendliche entführt. Diese tragen Armbänder, welche ihren jeweiligen wechselnden Status mit wechselnden Leuchtfarben symbolisieren. Daraus kristallisiert sich eine „Winner- und eine Loosergruppe“. Der Kampf um ihren Rang in der Gruppe beginnt mit der Frage nach dem jeweiligen Status und gerät außer Kontrolle. Doch auch bei den Wissenschaftlern gibt es Uneinigkeiten. Die Frage, wer die Masse kontrollieren und die Weltherrschaft übernehmen wird, spielt zunehmend eine Rolle. Das Verhalten einzelner Jugendlicher soll in einer Extremsituation getestet werden. Doch das Experiment läuft gefährlich aus dem Ruder.

Die Schauspieler richteten auch die Fragen an das Publikum: Wie stehen Sie zu den modernen Medien? Sind Sie begeistert oder kritisch? Oder wollen Sie mehr darüber erfahren, wie sehr wir abhängig sind oder wie wir kontrolliert werden?

Ängste der Jugendlichen: Vielleicht stecken ja unsere Eltern dahinter, dass wir hier sind? Begeisterung der Zuschauer: Aber seit ich sehe, dass meine eigenen Kinder viel besser folgen, wenn ihnen ein Computer sagt: Lerne! Da stehe ich diesen Sync Armbändern viel aufgeschlossener gegenüber. Sorgen der Eltern: Ich wollte auch eins (Flix-Bit-Armband), aber meine Eltern sind dagegen. Zynismus der Wissenschaftler: Ein paar Bürokraten, Moralisten und Pädagogen hätten uns ohne Zweifel einen Strich durch die Rechnung gemacht…. Ach ja, und die Eltern wahrscheinlich auch.

Das Experiment von Sabine Hrach ist ein „Real-Fantasy“ Stück mit düsterem Ausgang. Um die schwere Kost für jüngere Schüler verdaulicher zu machen, hat der DS-Kurs das Ende umgeschrieben sowie weitere Rollen eingeführt, die das Publikum zum Mitmachen animierten.

Jugend ohne Gott

Nicht weniger gesellschaftlich und politisch aktuell war die Inszenierung des DS-Kurses/Jahrgang 11. Was ist eigentlich eine „Jugend ohne Gott“? Nach dem Klassiker von Ödon von Horváth zeigten die Schülerinnen und Schüler einen interessanten Polit-Krimi. Im Zentrum der Fassung für die Bühne stand die existentielle Frage, wie in den verschiedensten Epochen Widerstand geleistet wurde. Es geht um das menschliche Verhalten in Diktaturen oder einem autoritären Regime, konkret während des Nationalsozialismus und in der DDR. Der Mensch als agierendes Individuum musste Entscheidungen fällen, die seine Existenz berührten, ja sogar gefährden konnten. Jedes Regime hat auch seine Gegner und so stellt sich dem Zuschauer bei der Aufführung immer die Frage, auf welche Seite er sich stellen würde? Die Inszenierung zeigte, dass es keine wohlfeile Antworten geben kann.

Auch die Nachwuchsschauspieler der Theater-AG wandelten die Bühne in ein spannendes Kriminalspiel um. Alle drei Ensembles erhielten viel Beifall und hatten unter der Leitung von Anja Großklaus, Urban Luig und Laura Hakenbeck ihr schauspielerisches Können unter Beweis gestellt.

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