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"Von der Schule geflogen". Eine Hördokumentation

          Der Kampf der SED gegen die Junge Gemeinde im Jahr 1953

Ein Zeitensprünge-Projekt mit Schülern des Evangelischen Domgymnasiums in       Zusammenarbeit mit dem CVJM Brandenburg

„Wir waren alle völlig fassungslos.“ Mit diesen Worten endet der Bericht von Gisela Schwerin über ihren Verweis von der Theodor-Neubauer-Oberschule im Frühjahr 1953. Sie und weitere Mitschüler mussten die Oberschule, die sich damals in der ehemaligen Ritterakademie am Dom befand, kurz vor dem Abitur verlassen, nur weil sie in der Jungen Gemeinde waren. Gisela Schwerin ist eine der Zeitzeugen und Zeitzeuginnen, die die Zeitensprünge-Gruppe zu den Erlebnissen aus dem Jahr 1953 befragten. Fünf Schüler und Schülerinnen haben sich mit  dieser Zeit beschäftigt, als die SED mit beispiellosen Propagandaaktionen gegen die Junge Gemeinde vorging, mit dem Ziel, sie zu zerschlagen. Die FDJ sollte konkurrenzlos sein. Das Zeitensprünge-Projekt wurde von Sebastian Leenen (CVJM Brandenburg) angestoßen. Grundidee aller Zeitensprünge-Projekte ist es,  Zeitzeugen zu einem wichtigen historischen Ereignis zu interviewen. In unserem Projekt  ist der Bezugsort vor allem Brandenburg an der Havel. 74 Schüler und Schülerinnen wurden 1953 allein in unserer Stadt von der Schule verwiesen. Brandenburg war damals ein Schwerpunkt der Aktionen gegen die Junge Gemeinde. Das Kugelkreuz durfte in Öffentlichkeit nicht mehr getragen werden. Rüstzeiten wurden verboten. Schüler sollten sich von der Jungen Gemeinde lossagen. Konfrontiert wurden die Mitglieder der Jungen Gemeinde in Brandenburg, aber auch Magdeburg oder Zehdenick immer mit denselben absurden Vorwürfen. Sie seien Agenten der CIA oder hätten faschistische Zeichen verbreitet. Am Anfang des Projektes sollten alle in ihren Familien nachfragen. Und so erfuhr auch eine Schülerin, dass ihre Großmutter als 14jährige von der Schule in Magdeburg verwiesen worden war. Die Interviews waren sicherlich der spannendste Teil des Projekts. Die Berichte der Zeitzeugen erzählen nicht nur von der Propaganda gegen die Junge Gemeinde, sondern spiegeln das Gefühl der Ohnmacht und Rechtlosigkeit gegenüber dem SED-Staat wider. Besonders schlimm waren die sogenannten Schulversammlungen, in denen die Betroffenen öffentlich vor den Mitschülern und dem Lehrerkollegium verbal erniedrigt und dann am Ende - ohne die Möglichkeit sich zu wehren - von der Schule verwiesen wurden.

Quellensuche

Wir haben aber nicht nur Zeitzeugen befragt, sondern uns auch auf die Suche nach schriftlichen Quellen begeben. Zuerst im Domstiftsarchiv, wo wir Dokumente der Jungen Gemeinde in Brandenburg gefunden haben: so einen Bericht des damaligen Jugendpfarrers Werner Marienfeld, der sich nach dem 17. Juni 1953 in St. Katharinen verstecken musste und unter abenteuerlichen Umständen in den Westen floh. Auch im Stadtarchiv Brandenburg sind wir fündig geworden:  Es gibt zahlreiche Artikel aus der Jungen Welt,  dem Neuen Deutschland oder den Brandenburger Neuesten Nachrichten, in denen die Junge Gemeinde diffamiert wurde. Vergleicht man die Artikel mit dem Beschluss des SED-Politbüros, so ist sehr gut zu erkennen, dass der Befehl von oben an die Journalisten in den Redaktionen „durchgestellt“  worden war. Zitate aus all diesen verschiedenen Quellen haben wir im Tonstudio des Schülerradios eingesprochen. Die Aufnahmen wurden dann mit den Zeitzeugeninterviews am Computer zusammen geschnitten. Aus dieser Quellensammlung und der Tondokumentation haben wir eine kleine Ausstellung mit einer Hörstation gestaltet, die am 7. November beim Jugendgeschichtstag des Berliner und Brandenburger Landesjugendrings und beim CVJM präsentiert wurde.

Preis Jugendforum '09

Fünf Schülerinnen und Schüler unserer Schule fuhren 10. Juli 2009 nach Berlin zum Bundesverkehrsministerium, um bei der Preisvergabe von Jugendforum09 teilzunehmen. Sie erhielten den 3. Platz bei dem Geschichtswettbewerb "20 Jahre friedliche Revolution", der von der Deutschen Gesellschaft zum Wendejahr ins Leben gerufen hatte und dessen Schirmherr Bundesminister Tiefensee war. Bei dem Wettbewerb konnten Schulen aus Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern mitmachen. Die Urkunde, das Preisgeld und ein Jahresabo für eine Geschichtszeitschrift gab es aus den Händen von Bundesminister Tiefensee.

 

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