Evangelisches Gymnasium am Dom zu Brandenburg

Pädagogische Konzeption

von der Schulkonferenz am 14.06.2018 beschlossene Fassung

Präambel

Das Evangelische Gymnasium am Dom zu Brandenburg ist eine Schule in freier Trägerschaft für die Klassen 7 bis 12 mit musisch-sprachlichem Profil und gebundenem Ganztag. Es wurde 2006 gegründet. Schulträger ist die Evangelische Schulstiftung in der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz. Als christliche Schule ist das Evangelium Jesu Christi Grund unserer Hoffnung auf ein sinnerfülltes Leben und Auftrag zum Einsatz für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung. Wir möchten das tägliche Miteinander in unserer Schule durch die belebende Kraft des Evangeliums gestalten, das uns allen Raum gibt, die religiöse Dimension des Lebens zu entdecken.

Der Respekt vor der Würde jedes Einzelnen ist Kennzeichen des Schullebens. Das Verhältnis von Lehrerinnen und Lehrern und Schülerinnen und Schülern ist auf Partnerschaft hin angelegt. Die Schule ist ein Ort gemeinsamen Lebens, für den sich Lehrerinnen und Lehrer, Schülerinnen und Schüler und Eltern verantwortlich fühlen.

Evangelisches Profil

Der evangelische Religionsunterricht ist fester Bestandteil des Fächerkanons bis zum Abitur. Er ist zugleich eingebettet in die Nachbarschaftsbeziehung von Schule und Domgemeinde, z.B. durch Schülergottesdienste und Feste. Die religiöse Dimension kommt zu geeigneten Inhalten und in angemessener Form auch in anderen Fächern zum Tragen, so in ethischen Konsequenzen, in geschichtlichen Bezügen und im interreligiösen Dialog.

Wesentlicher Bestandteil der Schulkultur sind gemeinsam entwickelte Riten und Rituale für den Beginn des Schultages, Beginn und Ende der Schulwoche und des Schuljahres. Das Kirchenjahr mit seinen festlichen Höhepunkten strukturiert das Schulleben durch gemeinsam vorbereitete Feiern. Lehrkräfte und Schulleitung, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Schülerinnen und Schüler sowie die Elternschaft verstehen sich als Schulgemeinde. Auf der Grundlage des Evangeliums wird nach Antworten auf jeweils aktuelle Fragen und Herausforderungen des Schullebens gesucht.

Der Dom, die Dommusik, das Dommuseum, das Domarchiv, die Domforsten und die an das Domstift angebundenen diakonischen Einrichtungen werden in das Schulleben einbezogen. Das diakonische Praktikum zu Beginn der Jahrgangsstufe 10 öffnet den Blick für die praktische Seite christlicher Existenz.

Das Gymnasium auf der Dominsel begreift sich über die schulische Arbeit hinaus als Ort der sozialen Begegnung im Stadtteil und Impulsgeber für den Dialog von Kirche und Kommune. Zu Gottesdiensten, Ausstellungen, Projektpräsentationen, Vortragsveranstaltungen, Konzerten, Sportwettkämpfen und Festen wird im Stadtteil und darüber hinaus eingeladen.

Mit Schulen in Frankreich (Collège et Lycée Bernard Palissy in Boissy-St. Léger, der einzigen evangelischen Schule im Großraum Paris), China (Zhongguang Highschool in Shanghai-Jiading) und Russland (Lyzeum Nr. 37 in Saratov/Wolga) besteht jeweils eine langjährige Schulpartnerschaft mit wechselseitigen Schülerbegegnungen. Diese Initiativen befördern einen Prozess globalen und ökumenischen Lernens.

Das Evangelische Gymnasium am Dom zu Brandenburg ist offen für Angehörige anderer christlicher Kirchen sowie für Angehörige anderer Religionen und für religiös nicht gebundene Menschen, unter der Voraussetzung, dass sie für das evangelische Profil aufgeschlossen sind. Wir freuen uns, dass römisch-katholische, orthodoxe, freikirchliche, jüdische, muslimische, aber auch viele konfessionslose Schülerinnen und Schüler sich an unserer Schule wohlfühlen.

Das Evangelische Gymnasium als gebundene Ganztagsschule

Das Evangelische Gymnasium am Dom zu Brandenburg will ein attraktiver Lern- und Lebensraum für Schülerinnen und Schüler sein. Darum ist es als gebundene Ganztagsschule konzipiert. Als solche bietet es den Rahmen für die Umsetzung eines ansprechenden pädagogischen Profils. Der herkömmliche 45-Minuten-Takt des Unterrichts wird teilweise aufgebrochen. Phasenweises projektbezogenes Lernen und zum Teil altersgemischte Arbeitsgruppen fördern Prozesse selbstbestimmten und sozialen Lernens. Neben ihrer herkömmlichen Rolle als Wissensvermittler sind die Lehrkräfte auch Impulsgeber, Berater und Begleiter von Lern- und Lebensprozessen. Sie haben ihren Arbeitsplatz mit eigenem Schreibtisch in der Schule.

Ein Klassenlehrerteam, durchweg bestehend aus einer Kollegin und einem Kollegen, begleitet in der Sekundarstufe I, zusammen mit den unterrichtenden Fachlehrern, eine Klasse von der Jahrgangsstufe 7 bis zur Jahrgangsstufe 10. Dies fördert den Austausch untereinander und gibt den Schülerinnen und Schülern immer zwei unterschiedliche Ansprechpartner. Regelmäßig werden die unterrichtliche Planung koordiniert und pädagogische Fragen in Bezug auf die Klasse besprochen. In der Sekundarstufe I erhält jede Klasse einen festen Klassenraum, der als Lernumgebung und Lebensraum gestaltet wird und wechselnde Sozialformen zulässt.

Das Mittagessen ist für die Sekundarstufe I verpflichtend und wird in der Mensa bzw. der Cafeteria zusammen mit anderen Klassen eingenommen. Das gemeinsame Essen und das Zusammensein von Schülerinnen und Schülern mit den Lehrkräften tragen dazu bei, das Zusammengehörigkeitsgefühl zu stärken. Beginn und Ende der Mahlzeit werden durch Rituale gekennzeichnet. Es gibt einen wöchentlich wechselnden Tischdienst, was zur Übernahme von Verantwortung und zu gegenseitiger Rücksichtnahme anleitet.

Als Rahmen für den Ganztag wird von einem 10-Stunden-Raster ausgegangen: Der Vormittag umfasst dabei 5 Zeiteinheiten, in die 6. Zeiteinheit fällt die Mittagspause, und auf den Nach-mittag fallen noch einmal 4 Zeiteinheiten. Der Tag befindet sich so in der Waage.  Der Schultag erstreckt sich von 8.00 Uhr bis 16.00 Uhr. Mittwochs endet die Schule schon nach dem Mittagessen um 13.00 Uhr (Klasse 7) oder 13.40 Uhr (Klasse 8) und freitags um 15.00 Uhr.

Die Woche beginnt mit einer Andacht (für die Sek. I im Klassenraum mit anschließendem Klassenrat, für die Sek. II im Dom bzw. in der Petrikapelle) und endet mit einer Wochen-schlussfeier für die Sek. I in der Domkirche. Im Wochenzeitplan ergeben sich 43-46 Schul-stunden. Bei einem Pflichtkontingent von 35 Wochenunterrichtsstunden in den Jahrgangsstufen 7/8 und 36 Wochenunterrichtsstunden in den Jahrgangsstufen 9/10 bleiben 8-10 Std. für die ganztagsspezifische Gestaltung (Mittagsband, AGs, Förderunterricht, Aufgabenzeiten).

Prinzipien der Lernkultur

Die Rahmenbedingungen für Schule und Unterricht haben sich verändert. Die neuen Anforderungen seitens der Gesellschaft, der Schülerschaft, der Eltern und der Bildungsträger erfordern neue Formen des Lehrens und Lernens. Eigenverantwortliches, team- und problemorientiertes Lernen der Schülerinnen und Schüler erfordern als neue Schlüsselqualifikationen Methodenkompetenz, Kommunikations- und Teamfähigkeit. In Form einer kompakten Block-phase in Jahrgangsstufe 7 und im Unterrichtsfach „Informationstechnische Grundbildung“ (ITG) werden die Grundlagen für den Erwerb dieser Schlüsselqualifikationen gelegt, die dann im Unterricht der weiteren Jahrgangsstufen gefestigt und ausgebaut werden. Wissenschafts-propädeutisches Arbeiten wird ab Jahrgangsstufe 11 im Rahmen des „Seminarkurses“ erlernt.

Der Unterricht bezieht die Interessen der Schülerinnen und Schüler mit ein, weckt Neugierde und fördert die individuelle Lernfreude. Neben klassischen „frontalen“ Lernformen gehören  Freiarbeit, Stationsarbeit, fächerübergreifender Unterricht zum Schulalltag. Für diese offenen Lernformen wird phasenweise der Fachunterricht aufgebrochen und projektorientiert an fächerübergreifenden Themen gearbeitet. Dieser „Offene Fachunterricht (OFU)“ fördert das Verstehen von Zusammenhängen und ermöglicht regelmäßig die Einbeziehung außerschulischer Lernorte.

Im musisch-ästhetischen Lernbereich prägend für die Schule ist die Einrichtung jeweils einer Bläser- und Chorklasse in den Jahrgangsstufen 7 bis 9 mit der Verstärkung des Musikunterrichts um eine Wochenstunde. Dazu gehören Instrumentalunterricht und Tuttiproben für die Bläser-, Stimmbildung, Register- und Gesamtproben für die Chorklassen. Jeweils ein Probenwochenende im Winter, zahlreiche Auftritte bei schulischen und außerschulischen Anlässen sowie das jährlich stattfindende Schulkonzert im Rahmen der Sommermusiken des Doms stellen Herausforderungen dar, an denen die Klassen kontinuierlich musikalisch und sozial wachsen. Der musische Bereich wird abgerundet durch das Fach Darstellendes Spiel (Theater) ab Klasse 10. Kunst-Praxisstunden in den Jahrgangsstufen 10-12 für die Schülerinnen und Schüler, die einen künstlerischen Schwerpunkt gewählt haben, eröffnen den Begabungen weiteren Raum.

Es gibt ein profiliertes unterrichtliches Angebot in den Fremdsprachen: Zu Englisch als erster Fremdsprache tritt ab Jahrgangsstufe 7 Latein oder Französisch als zweite Fremdsprache. Ab Klasse 9 kommen als Wahlpflichtfächer Spanisch, Russisch und Chinesisch als dritte Fremdsprache hinzu (alternativ: Informatik). Hebräisch und Altgriechisch können bei Bedarf als AG eingerichtet werden.
Handlungsorientierte Form gewinnt der Englischunterricht in der Praxis unserer „English-time“ an einem Wochentag, in der in der Mittagszeit an der Schule Englisch gesprochen wird.

In den Jahrgangsstufen 7 und 8 besteht die Pflicht zur Teilnahme an einer Arbeitsgemeinschaft. Hier besteht die Option, jahrgangs- und klassenübergreifend für ein ganzes Schuljahr seinen Neigungen nachzugehen oder ganz neue Aktivitäten zu entfalten. Dazu besteht ein reichhaltiges Angebot aus den verschiedensten Bereichen, z.B.:

  • Sport: Rudern, Ballsportarten, Hockey, Tanz
  • Musik: Orchester, Chor
  • Kunst: gestaltende Techniken (Drucken, Zeichnen, Malen, Töpfern, Arbeiten mit Papier), darstellende Kunst (Theater), Literatur
  • Schulsanitätsdienst
  • Medien: Schülerradio, E-Schülerzeitung
  • Konstruktion und Technik, Programmieren
  • Natur und Gartenbau: Meerschweinchen, Kräutergarten und Weinberg, Biodiversität
  • Kochen
  • Fremdsprachen,  Internationale Beziehungen, Flüchtlingsarbeit, Eine-Welt-Arbeit.

Es besteht ein Netzwerk aus Eltern und Partnern im außerschulischen Bereich, mit denen wir zusammenarbeiten: Sportvereine, Künstlerinnen und Künstler, Wredow’sche Zeichenschule, Kinder- und Jugend-Kunstgalerie „Sonnensegel“, Musikschulen, Johanniter-Unfallhilfe, Café contact, Staatliches Weinbauinstitut Freiburg i.Br., Naturschutzzentrum Krugpark, BUND.

Das auf ganzheitliche Bildung zielende Schulkonzept wird auch spürbar bei der Umsetzung des Unterrichts im Fach Wirtschaft-Arbeit-Technik (WAT) in den Klassen 8-9. Hier werden die Schülerinnen und Schüler am Werkstoff Holz und im schuleigenen Weinberg im Weinanbau ausgebildet. Dabei erwerben die jungen Winzer im Rahmen der Schülerfirma „Schülerweingut am Dom“ neben dem Handwerk auch exemplarisch Kenntnisse in Buchführung, Marketing und Organisation eines Wirtschaftsbetriebes. In Klasse 9 liegt der Schwerpunkt auf der Berufsberatung und Betreuung eines zweiwöchigen Schülerbetriebspraktikums.

Eine verlässlich stattfindende Aufgabenbetreuung und individuelle Fördermaßnahmen im Mittagsband geben Raum für individuelle Unterstützung und stärken die Schulleistungen.

Abschlüsse

Das Evangelische Gymnasium am Dom zu Brandenburg ist eine vom Land Brandenburg anerkannte Ersatzschule. An ihm können dieselben Abschlüsse (gemäß § 46 Sek I-V vom 09.02.2022, § 30-34 GOSTV vom 29.04.2021) wie an staatlichen Schulen erworben werden: Berufsbildungsreife, erweiterte Berufsbildungsreife, Fachoberschulreife, schulischer Teil der Fachhochschulreife, allgemeine Hochschulreife (Abitur).

Die Evangelische Oberschule am Dom zu Brandenburg ist die jüngste Oberschule in der Stadt Brandenburg an der Havel und startete mit einer ersten 7. Klasse zum Schuljahr 2023/2024. Auch sie ist eine öffentliche Schule in freier Trägerschaft der Ev. Schulstiftung in der EKBO und wurde vom Land Brandenburg als Ersatzschule genehmigt.